Lesungsnotizen 2023-2024

Öffentliche Bibliothek der Gemeinde Strobl
am Wolfgangsee (Salzburg)
12. Juli 2023

Das Lesefest in der Öffentlichen Bibliothek blickt inzwischen auf eine langjährige Tradition zurück. Autor*innen, die einander zur Veranstaltung »Tage für Text und Kritik« am Wolfgangsee treffen, lesen mittwochs in der Bibliothek und stellen dem Publikum veröffentlichte oder auch unveröffentlichte Texte vor. Diesmal kamen die Vortragenden aus Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich und dem Burgenland. Das Lesefest wurde vom Klarinetten-Quartett HolzKlang musikalisch umrahmt und begleitet; gespielt wurden teils bekannte, teils weniger bekannte Musikstücke in ungewohnter Instrumentierung. Die Moderation der Lesung hatte Erika Kronabitter übernommen, die jedes Jahr die Text-und-Kritik-Tage leitet.

Elke Steiner begann den Lesereigen mit Auszügen aus ihrem jüngsten Roman Die Frau im Atelier. Als Zweiter an der Reihe, las ich anschließend die Kurzgeschichte der Trinker sowie zwei Gedichte aus dem Lyrikband Schwarzlicht. Der Salzburger Autor Wolfgang Kauer ist auch als Erforscher von prähistorischen Felsmalereien und -Reliefs tätig und verbindet dies mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit; er las aus seinem umfassenden und reich bebilderten Buch Kult- und Schalensteine: Zeugen der Vorgeschichte in den Alpen und im Granit-Hochland und gab damit einen imposanten Einblick in diese Forschungstätigkeit. Simon Ludescher und Christina Strohmaier stellten kürzere Prosatexte vor, die in der jüngsten Anthologie der Literatur Vorarlberg mit dem Titel V#38 Täuschung erschienen waren.

Ein bunter Abend mit sehr unterschiedlichen literarischen Texten und Persönlichkeiten, begleitet von wunderbarer Musik – die Rückmeldungen des Publikums waren einhellig begeistert. Ihren Ausklang fand die Veranstaltung mit vielerlei Gesprächen über Literatur und persönliche Herangehensweisen der Autor*innen, und natürlich gingen auch mehrere Bücher über den Ladentisch. Die Bibliotheksleitung unter Michaela Grill hatte für diese kleine »Après-Lit-Party« Erfrischungen und Knabbergebäck bereitgestellt.

Autor*innen und Musiker*innen beim Lesefest in Strobl
Autor*innen und Musiker*innen (© Öffentliche Bibliothek Strobl)

Atelier Galerie 3A, Wien
25. März 2023

Es ist eine kleine und feine Galerie im Vierten Wiener Gemeindebezirk, mit einem geradezu unscheinbaren Eingang, der mehrere Stufen nach unten führt, sodass sich der Ausstellungsraum deutlich unter dem Straßenniveau befindet. Seit vielen Jahren wird hier Kunst ausgestellt, und der Inhaber, Karl (Charly) Rieder, legt großen Wert darauf, die bildnerische Welt auch mit Musik und Literatur zu kombinieren.

Anlässlich des im Vorjahr überraschenden Ablebens des Künstlers und Kulturaktivisten Manfred Zeller lud mich dessen Frau Eva ein, eine Lesung in memoriam zu halten. Den musikalischen Teil übernahm Gottfried Lindner, der, wie ich erfuhr, sein ganzes Leben lang mit Manfred befreundet war.

Ein paar Minuten nach dem offiziellen Beginn war »die Bude voll«, was keineswegs nur an der geringen Größe der Galerie lag. Vor allem Wegbegleiter*innen und Jugendfreund*innen von Manfred Zeller hatten sich eingefunden, um angesichts der ausgestellten Zeichnungen und Radierungen Erinnerungen wachzurufen und die Kunst zu pflegen. Meine eigene Erinnerung besteht aus drei Lesungen, die ich im Atelier Zeller in Stammersdorf sowie im Weinviertel halten durfte. Da die meisten Anwesenden einander seit Langem kennen, herrschte von Beginn an eine regelrechte »Bombenstimmung«, was für uns Auftretende immer eine ganz besondere Motivation bedeutet.

Für einen Teil des Programms hatte ich Rezitationen aus dem lyrischen Werk von Manfred Zeller vorgesehen. Ich trug aus seinem Buch Noch immer bin ich's vor und erinnerte dabei an seinen Vorschlag an mich, Gedichte zu seinen Aquarellen zu schreiben – was ich vor mehreren Jahren getan habe. Manfreds Gedichte enthalten zum Teil die gleichen Motive wie meine von damals, was mich des Öfteren still lächeln ließ. Diese Gedichte führen in die Landschaft rund um Stammersdorf und des niederösterreichischen Weinviertels, sie geben im wahrsten Sinne des Wortes farbige Impressionen und Stimmungen wieder.

Danach las ich eigene Kurzgeschichten und Prosatexte, etwa aus dem Buch Auf der Kippe, während Gottfried Lindner mit Gesang und Gitarre die gesamte Veranstaltung mit viel Gefühl einrahmte.

Natürlich nutzte ich die Zeit vor und nach der Lesung, um mir Manfreds ausgestellte Arbeiten anzusehen. Einzelne kannte ich bereits aus seinem Atelier, die anderen noch nicht. Ebenso waren ein paar Bilder und Objekte zweier weiterer Künstler zu sehen, nämlich von Editha Taferner und Erich Frey. Zu beiden wusste Charly Interessantes zu erzählen. Für den Ausklang war ein kleines Büfett vorbereitet, und die Anwesenden plauderten angeregt über Kunst, Literatur und zahlreiche Erinnerungen.