Wieso der Mückenschwarm

Gedichte, die nächtens aufs Papier rinnen ... hätte ich früher gesagt, viel früher, als ich noch mit einem Füller schrieb. Heutzutage entsteht vieles direkt mit der Textverarbeitung. Dennoch, gerade bei Gedichten schreibe ich vieles vor. Auf Papier. Mit Bleistift. Oder mit einem Füller. Und wenn es schließlich fertig ist, das Gedicht, dann erst kommt der Computer dran. Aus den Gedichten der vergangenen paar Jahre kristallisierte sich letztendlich ein Buch heraus, wieso der Mückenschwarm dein Augenlicht umtanzt, mit thematischen Bezügen, die wohl immer mit Gefühlen zu tun haben. Und mit Querverbindungen zu meinem katalanischen Gedichtband; selbstredend, dass beide Bücher jeweils die gleiche Anzahl an Gedichten vereinen.

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(5)

die Nacht im Flieder
packten
deine Hände flugs
la danse macabre
vor dem Wecker wach
der Mond sank fort
wir
merktens kaum

(7)

du sprichst von Utopien
und hältst verschlossen in der Faust
das Wort
das ich gebeten hatte
mir
zu geben

(30)

stella gemella
im Dunkel des Tages
stella gemella
lo spazio ti veste

vom Anfang zum Ende
die Wächter des Daseins
trotz Gleißens so fern
ein zusammengeschmolzener Punkt
und mich friert in der Nacht
mit der Sehnsucht zu wachen als
Zwillingsgestirn in der Mitte der Zeit
die vor ihrem Ablauf
vergangen
im Dunkel des Tages
stella gemella

(32)

dein Wimpernschlag
ein blaues Nieseln
fortgespült mein lodernd Blick
in tiefem Suchen
wetterfühlig
ruderst du umher
und rufst, was deinen Ohren stumm
doch wisse
wir sind nah
denn unter dir
das Meer
bin ich

(66)

unwiederbringlich Zeit verrinnt
die Wände blecken kahl
sie sagen
eins zwei drei
sie sagen
eins zwei drei und du bist raus
verrohtes Spiel der
Schreibtischtäter
nur ein Spiel
mit ohne sagt das Kind
mit ohne Überlegtheit
und das Kind
im Zimmer eingeschlossen
Mutter Vater beim Verhör
das Fremdenrecht
ist niemals Spiel
mit ohne sagt das Kind
mit ohne Eltern
ohne Heimat ohne Hoffnung ohne Hand
es ist ein Spiel
zähl eins zwei drei
und du bist raus

(73)

der Kutscher flucht
sein Ross zerstampft derweil
die Gerte
Zeitenwechsel
unterm Trittbrett


Rezensionen

Klaus Ebners neuer Gedichtband, in sechs Abschnitten programmatisch präsentiert, erinnert mit Titel und Untertiteln wie »MOOSVERWACHSEN« oder »VERKÄFERT« aufs erste an geheimnisvolle, kontinuierlich erzählte Geschichten, ähnlich wie sie auch in der Prosa des Autors zu finden sind; was bei genauerer Beschäftigung mit den von starkem Zeitgefühl geprägten Ausdrucksformen des lyrischen Ich, wenn auch auf ganz andere Weise, sich zu bestätigen scheint. In reicher Wortwahl, ab und zu durch französische, katalanische und andere sprachliche Inkrustationen bereichert und illustriert, entpuppen sich manche anfangs als hermetisch empfundene Bilder bald als fein ziselierte Zeugnisse einer weitgespannten Denk- und Gefühlswelt, die durchaus Einblick in die faszinierenden Assoziationen des sprachgewandten Romanisten erlaubt, dabei so manches Rätsel aufgibt, wo einem das Vokabular fehlt, und dennoch neugierig macht auf mehr. (...)

Oft ist es ein Ringen um eine begehbare »Brücke zum Verständnis« zwischen Mensch und Mensch, Seele und Welt. Dann beleuchtet Klaus Ebner konturenreich seine doppelbödig makabren, genau formulierten Gedanken: (...)

Rosemarie Schulak
Literarisches Österreich Nr. 2011/2, Wien, S. 20 f.


(...) Die Titel alleine zeigen Ebners poetische Kreativität, seine Lyrik die Tiefe seiner Gedanken. Zugegeben, es sind keine ‚Gedichterl’, die man schnell auswendig lernen kann, um damit Dulcineas Herz ungestüm zu erobern. Vielmehr handelt es sich hier um abendfüllende Poesie zum gegenseitigen Rezitieren oder für sich zum Lesen, ohne sich je einsam zu fühlen. Gefühle ohne jeglichen Kitsch, ja die gibt es, und sie gehen einem so nahe, dass sogar jemand unpoetischen wie mich die Liebe zur Dichtkunst glatt erfasst. (...)

Ingrid Reichel
Etcetera Nr. 45, St. Pölten 2011


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Covergestaltung:

Die Buchdecke wurde von Edition Art Science unter Verwendung eines Fotos von Klaus Ebner gestaltet.